Die legendäre B-Gendarmerie

Der 1. August 1952 gilt als der Gründungstag der B-Gendarmerie, jener Sonderformation der Gendarmerie also, die ab 1948/49 stufenweise aus den Alarmformationen der Gendarmerie hervorging und schließlich 1955 zur Keimzelle des Bundesheeres wurde.

Von der B-Gendarmerie wissen wir nicht viel, obwohl sie uns in unserem Bewusstsein immer näher stand als z.B. die alte kaiserliche Armee. Selbst für den Namen gibt es viele Deutungen, aber keine wie immer gearteten sicheren Fakten. Trotz alledem- die B-Gendarmerie ist die Mutter des Bundesheeres, sie ist mehr als alle Vorgängerorganisationen, sie ist Tradition stiftender als die alte kaiserliche Armee oder das 1. Bundesheer der 1. Republik und steht  uns  Soldaten auch innerlich näher.

Sie war demokratisch erzogen, militärisch exzellent und  parteipolitisch unangreifbar. Sie kannte im Dienst kein Parteibuch und auch keine parteipolitisch organisierten Soldatenräte oder politische „Kommissare“.  

Es ist immer  spannend, die Geheimnis umwobene Geschichte dieser elitären Truppe kennen zulernen. Geheimnisvoll nicht zuletzt deswegen, weil  damals im Kalten Krieg, vieles im Stillen und im Verborgenen ablief.

Alles musste getarnt werden, vor allem vor den Sowjets und der Kommunistischen Partei Österreichs. So auch die Aufstellung der Bataillone der B-Gendarmerie, die man damals „Gendarmerieschulen“ nannte.

Die Geschichte der B-Gendarmerie ist aber vor allem  aus  staatspolitischen Gründen interessant. Die langsame Aufrüstung der demokratischen Republik Österreich, stets unter den argwöhnischen Augen der Besatzungsmächte (sie hießen damals offiziell nicht „Befreiungsmächte“) war nicht die sinistere Vereinnahmung durch die „bösen“ Amerikaner, wie es damals und heute noch einige politisch-ideologisch Einäugige versuchen darzustellen, sondern trafen sich mit dem gesamtösterreichischen demokratischen Wunsch, kein sicherheitspolitisches Vakuum zu bilden.

Die damals politisch Verantwortlichen für Österreich wussten, dass die Sowjetunion niemals einen Staatsvertrag ohne wehrhafte Neutralität zustimmen würde.

Ja es war die Sowjetunion, die eine starke österreichische Landesverteidigung ohne Rüstungsbeschränkung wünschte. Sie wollten nur kein NATO-Anhängsel, daher auch der Argwohn.  Österreichische Atomwaffen und Raketen die diese Atomwaffen mehrere hundert  Kilometer tragen, das wollte die Sowjetunion in Österreich nicht. Das geht aus dem Moskauer Memorandum vom 12. – 15. April 1955 auch ganz klar hervor, ebenso aus dem Gesamtakt der Staatsvertrags-entwicklung. Flieger- und Panzerabwehrraketen fasste die Sowjetunion nicht als Verbot ins Auge, das war eine rein österreichische politische Erfindung nach 1955, wie wir ja seit dem Jahre 1990 wissen.

Was hat dies mit der B-Gendarmerie zu tun? Vieles - ja alles. Ohne B-Gendarmerie  kein Bundesheer 1955. Ohne Bundes-heer 1955  keine Neutralität nach Schweizer Vorbild, wie es die Sowjetunion forderte. Ohne Neutralität nach Schweizer Vorbild (die waren bis an die Zähne nach allen Richtungen bewaffnet und abwehrbereit, bis heute) keine österr. Neutralität-und damit keinen Staatsvertrag. Wer es genau wissen will, möge sich über das Moskauer Memorandum hermachen.

Daher verdanken wir den damaligen B-Gendarmen  viel.

Auch für unsere Freiheit und Unabhängigkeit haben sie ein Scherflein beigetragen. Wurde  es diesen Männern schon einmal gedankt? Zum Beispiel für den Einsatz an der ungarischen Grenze 1956? Nein ,natürlich nicht! Viel lieber stehen viele Zeitgenossen  auf dem Misthaufen der Geschichte und schnüffeln nach historischen Versatzstücken, die zwar nichts ungeschehen machen, aber dafür den Weg in die Zukunft nachdrücklich behindern. Weil sie immer nur in einer Ecke kehren, vor der eigenen Türe aber nicht.

Das sollten die Berufsoberbescheidwisser, Erregungsprofis  und Betroffenheitsfanatiker endlich einmal begreifen.

Die noch lebenden B-Gendarmen könnten ihnen allen frei nach Dr. Kreisky, Geschichte lernen, jene Geschichte, wie Österreich 1955 frei wurde!