Wie der EU-Rettungsschirm funktioniert!

 

Kürzlich habe ich meiner Großtante Geld geliehen. Sie hat sich ein wenig übernommen. Die übrige Verwandtschaft versprach, für die Summe zu bürgen. Da es aber auch diese Verwandtschaft nicht so sehr mit der Haushaltsdisziplin hat, habe ich sie sicherheitshalber in die Pflicht genommen. Wir haben einen Fonds eingerichtet, aus dem Geld für die angeschlagene Großtante kommen soll, falls sie mit der ersten Nothilfe nicht auskommen sollte.

Weil aber die meisten Mitglieder der restlichen Verwandtschaft nicht genügend Geld haben, um den Fonds mit Barmitteln zu bestücken, haben wir uns einen Trick ausgedacht. Wir tun nur so, als hätten wir einen echten Fonds.

In Wahrheit versprechen wir uns nur gegenseitig zu bürgen, wenn irgendjemand aus der missratenen übrigen Verwandtschaft die Hand aufhalten muss.

Doch nun ist es passiert.

Auch eine Nichte mütterlicherseits steht kurz vor der Pleite. Jetzt will sie Geld aus dem Fonds.

Das macht meine Tante väterlicherseits sehr nervös. Denn eigentlich hatte sie gehofft, ebenfalls Geld aus dem virtuellen Topf zu bekommen.

Sie hat auch schon mit zwei Schwägerinnen darüber gesprochen, aber nur leise und nur hinter vorgehaltener Hand.

Die beiden Schwägerinnen haben darauf eine Tante und einen Onkel von mir angerufen, um zu fragen, was denn wohl passiert, wenn sie auch Geld brauchen.

Davon habe ich glücklicherweise Wind bekommen und habe meinen reichen Onkel von nebenan angerufen. Mit dem habe ich vereinbart, dass wir uns jetzt alle härter in die Pflicht nehmen.

Und wer Geld will, muss härter in die Zange genommen werden.

Keine Weihnachtsgeschenke, keine Anrufe zum Geburtstag mehr – und eine schriftliche Verpflichtung, das Geld zurückzahlen zu müssen, komme was da wolle.

In einer eilig einberufenen Familienversammlung haben dieser Onkel und ich uns aber leider nicht ganz durchsetzen können. Das Streichen der Weihnachtsgeschenke und der Anrufe zum Geburtstag wurde vereinbart – das Zurückzahlenmüssen nur mit Abstrichen. Immerhin konnten wir uns auf die Formel einigen: Wenn jemand zurückzahlen kann, zahlt er zurück. Wenn nicht, dann eben nicht.

„Ihr seid aber hart“, hat eine Schwipp-Schwägerin laut mit uns allen geschimpft und ist wütend von dannen gezogen. Gestern hat sie angerufen.

Sie hätte jetzt doch gerne Geld von uns.

Und wie das mit dem Zurückzahlen genau gemeint wäre, wollte sie wissen.

Doch die anderen haben sie beruhigt. „Wir haben doch den lieben Vetter  Augustin in Österreich  und seinen reichen Onkel Michel in Deutschland. Die zahlen schon, die wissen nur nicht, dass sie es tun …“

 

Ja, und jetzt wissen Sie, wie das mit Euro-Rettungsschirm funktioniert.

Lacht da jemand?????