Nie sollst Du mich befragen
Das Bundesheer, richtiger die Wehrpflicht, liegt
unseren Politikern im Magen. Die Stimmen der jungen Männer, die
jetzt zum Bundesheer müssen und dann vielleicht nicht mehr, sind ein
verlockendes Stimmenreservoir, an dem anscheinend keiner vorbeigehen
kann und vorbeigehen will.
Angefangen hat damit der Wiener Bürgermeister, der damit eine
absolute Mehrheit retten wollte und es doch nicht geschafft hat.
Jetzt muß sich jeder, der sich politisch für wichtig hält, dazu
äußern, jeder will die Stimmen einsammeln, die so schön auf der
Straße liegen.
Die Herren Faymann, Darabos, Spindelegger und Pröll, der Erwin
nämlich, wollen jetzt das Volk darüber befragen. Und das ist
natürlich ein unglaublicher Schwindel, ein ungeheuerlicher Betrug am
Bürger.
Eine Volksabstimmung bringt man nicht zusammen. Also macht man eine
Volksbefragung. Die ist freilich unverbindlich und wirklich nicht
das geeignete Instrument. Macht aber nichts. Die SPÖ ist dafür und
der traurige Rest der ÖVP tut jetzt auch mit. Um dem ganzen einen
Anstrich der Wichtigkeit und Verbindlichkeit zu verleihen, hat sich
die Regierung außerdem feierlich dazu verpflichtet, das Ergebnis
dieser Volksbefragung umzusetzen.
Das ist natürlich völliger Unsinn. Es wird offenbar, daß unsere
Politiker uns alle – also diejenigen, die uns diese Geschichte
hineindrücken wollen – für komplette Idioten halten müssen.
Die Regierung verpflichtet sich also, das Ergebnis der
Volksbefragung umzusetzen. Die Regierung? Wirklich die Regierung?
War da nicht noch etwas? War da nicht auch noch ein Parlament, das
so ein Gesetz beschließen müßte? Haben die Herren Faymann und
Spindelegger wirklich die Unverfrorenheit, ihrem Stimmvieh so ein
Versprechen zu machen? Ihnen etwas zuzusichern, was sie gar nicht
halten können? Oder sind wir schon so weit, daß das Parlament die
Befehle der Regierung widerspruchslos zu vollziehen hat? Ist unser
Parlament schon zu einem Reichsparteitag verkommen, der einfach den
Führerbefehl absegnet?
Und zu allem kommt noch dazu, daß die Abschaffung der Wehrpflicht
nicht ein einfaches Gesetz sein kann, sondern ein Verfassungsgesetz
sein muß, wenn es nicht gar eine Gesamtänderung der Verfassung ist,
die eine Volksabstimmung zwingend notwendig macht?
Ist das alles schon egal in dieser verkommenen Republik, die von
Korruptionisten, Meinungskäufern, Wehrdienstverweigerern, Bestechern
und bezahlten Schreiberlingen und Sprecherlingen regiert wird? Ist
wirklich schon alles egal?
Und wer den hilflos dahinstotternden Verteidigungsminister im
Fernsehen erleben durfte, wird zu dieser Volksbefragung hingehen.
Wir sollten alle hingehen und der Bande einen
gewaltigen Denkzettel erteilen. Denn das hat sie verdient.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Georg Zakrajsek |